Eine Zeittafel

Es bedeuten:

(A) allgemein historisch

(D) Deutschland-bezogen

(N) Internet-bezogen

(U) Usenet-bezogen

(X) Betriebssystem-bezogen

1957

(A) Die Sowjetunion startet die Sputnik-Mission am 4.Oktober. Dies wird Auslöser für die Gründung der Advanced Research Projects Agency (ARPA) des U.S.Department of Defense (DoD, Verteidigungsministerium)

(X) In den Bell Labs, später Information System Division of AT&T Bell Labs, wird das Multitasking-Betriebssystem BESYS erstellt. BESYS soll die zeitraubende manuelle Eingabe einzelner Jobs (Stapel) überflüssig machen . BESYS wird an Dritte mit Haftungsausschluß kostenlos weitergegeben. Normale Probleme der Nutzer werden aber durch Telefonate gelöst.

1962

(N) „On Distributed Communication Networks" von Paul Baran, RAND Corporation, unter Vertrag bei der U.S. Air Force, erläutert das Prinzip der Verbindungsredundanz und macht den Vorschlag einer paketorientierten Schaltung, Speicherung und Weiterleitung von digitalen Daten .

1964

(X) Die Bell Labs entscheiden sich beim Einstieg in die dritte Computergeneration zusammen mit General Electric und dem MIT(Massachusetts Institute of Technology) ein eigenes Betriebssystem auf der Basis von BESYS zu entwickeln - MULTICS. Der Entwicklungszeitraum beträgt vier Jahre. MULTICS ist interaktiv, mehrbenutzerfähig und erlaubt Multitasking.

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1966

(N) Lincoln Laboratory of MIT in Lexington, MA, und System Developement Corp.(SDC) in Santa Monica, CA, erhalten Forschungsmittel von DoD um verschiedene Computer (TX-2 in Lexington und Q-32 in Santa Monica) über den Kontinent hinweg zu vernetzen. Projektmitarbeiter Larry Robert berichtet von Problemen mit den dafür benutzten Telefonstandleitungen.

1967

(N) ACM(Association for Computing Machinery)-Symposium on Operating Principles, Gatlinburg, Tennessee: Die ARPA des DoD plant sechzehn Forschungsgruppen, die bereits Mittel für Computer Forschung erhalten, experimentell zu vernetzen.

Larry Robert wird Leiter des Information Processing Technology Offices (IPTO), einer Einrichtung der ARPA zur Vergabe von Forschungsmitteln, und leitet das Vernetzungsprojekt. Es wird ein Netzwerk mit vier Stationen ausgeschrieben - mit Erweiterungsmöglichkeit auf insgesamt 17 Knotenpunkte. Interface Message Prozessoren (IMP) an jedem Knoten (node) sollen via Telekommunikationsleitungen verbunden werden auf der Basis der Paketvermittlung.

1968

(N) Im National Physical Laboratory, Grossbritannien, wird durch Donald W.Davies ein erstes Testnetz mit Paketvermittlung aufgebaut.

1969

(A) Mondlandung von Apollo 11

(X) AT&T zieht sich aus dem MULTICS-Projekt zurück, weil die Ansprüche an das Betriebsystem zu hoch waren, um in absehbarer Zeit befriedigt zu werden. Eine erste Vorgänger-Version - GECOS - wird in den Bell Labs an einem GE 645 betrieben.

Ken Thompson und Dennis Richtie bei AT&T nutzen eine unbenutzte PDP-7 zur Entwicklung einer MULTICS-Alternative. Dieses UNIX genannte Betriebsystem soll hohe Flexibilität bei gleichzeitig einfachen Aufbau besitzen („Keep it small and simple, build your work on top of others, don't hardwire"). Unter der Vorgabe des zur Verfügung stehenden Rechners entsteht ein neues und einfaches Multiuser-Multitasking Betriebssystem, das extrem ausbaufähig ist.

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(N) Bolt, Beranek and Newman (BBN), Cambridge, MA, erhalten den Auftrag zum Aufbau des ARPA-Netzwerks. Vier Minicomputer Honeywell DDP-516 (12KWord, 50Kbit/s) funktionieren als erste Paketvermittler (IMP).

Der erste IMP wird an der University of California in Los Angeles (UCLA) mit einem SDS Sigma 7 verbunden. Dann folgt das Stanford Research Institute (SRI) mit einem XDS-940, die University of California, Santa Barbara (UCSB) mit einer IBM 360/75 und die University of Utah mit einer DEC PDP-10 .

Eine Network Working Group (NWG) bildet sich und erstellt den ersten Request For Comment (RFC1) zu Standards der Datenbehandlung (spätere Internet Protokolle).

1970

(X) Ken Thompson bei AT&T schreibt den UNIX-Kernel innerhalb weniger Wochen um für die neue PDP-11.

1971

(N) Die Probleme des ARPA-Basisnetzes sind gelöst. Das Netz ist auf 15 Knoten (nodes) angewachsen: UCLA, SRI, UCSB, UofUtah, BBN, MIT, RAND Corp., SDC, Harvard, Lincoln Lab, Stanford, UofIllinois (Urbana), Case Western Reserve University, Carnegie Mellon University, NASA-AMES.

Jetzt wird aus Kostengründen der halb so teure, aber kompatible Honeywell 316 als IMP eingesetzt. Es werden einige Terminal-IMPs eingerichtet: NASA-AMES TIP, MITRE TIP.

1972

(N) First International Conference on Computer Communications, Washington D.C.: Öffentliche Demonstration eines Knoten mit 40 Terminals. Die International Network Working Group (INWG) bildet sich. Vincent Cerf (ARPANET an der UCLA) wird erster Vorsitzender.

Telnet (remote login) Spezifikation RFC318.

1973

(X) Der UNIX-Kernel (ca.11.000 Programmzeilen) wird in der neuen (auch in den Bell Labs entwickelten) Programmiersprache C umgeschrieben und ist somit portierbar auf viele Hardwareplattformen. Der

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erste Einsatz von UNIX in der Praxis findet bei AT&T im Telefonbereich statt (Abfangen und Umlenken von Anrufen auf Telefonnummern, die sich geändert haben).

(N) Januar: 35 Knoten, davon 14 TIPs. 1 Satellitenverbindung California-Hawaii TIP.

September: 40 Knoten und 45 daran angeschlossene Hostcomputer. 2,9Mio.Pakete pro Tag.

E-mail setzt sich als neue, schnelle und effiziente Form der Kommunikation mit formlosen Stil auf breiter Front durch. Der Direktor der ARPA, S.J. Lukasik, benutzt es fast ausschließlich zur Kommunkation mit seinen Mitarbeitern.

Norwegen (Royal Radar Establishment) und England (University College of London) sind im ARPANET - mit einem Anschluß mit niedriger Geschwindigkeit.

FTP (File Transfer Protocol) Spezifikation RFC454.

1974

(N) „A Protocol for Packet Network Intercommunication" von Bob Kahn und Vinton Cerf beschreibt das spätere TCP (Transmission Control Protocol) im Detail.

1975

(A) Ende des Vietnamkrieges

(X) UNIX wird zum Selbstkostenpreis an Interessenten unter Haftungsausschluß weitergegeben und entwickelt sich zum Standardbetriebssystem.

(N) ARPANET wird unter Aufsicht der Defense Communication Agency (DCA) gestellt.

1977

(N) 111 Hostcomputer im ARPANET.

Mail Spezifikation RFC733.

1978

(X) UNIX Version 7 wird eingefroren und zum allgemeinen Standard.

1979

(XU) Tom Truscott, Jim Ellis (beide Duke University in Durham, N.C.) und Steve Bellovin (UofNorth Carolina in Chapel Hill, N.C.) schreiben einen UNIX-Betriebssystemaufsatz und benutzen das UNIX-

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to-UNIX-copy-programm (uucp, UNIX V7) zum automatischen Datenaustausch bzw. -abgleich via 300b/sec Modem zwischen den drei Computern duke, unc und phs.

1980

(X) Über 90% aller akademischen Institutionen in U.S. benutzen ein oder mehrere UNIX-Systeme (Umfrage des Computer Science Networks CSNET).

Die University of California in Berkeley als ARPANET-Knoten wird verpflichtet eine UNIX-Version (BSD-UNIX, Berkeley Software Distribution) für die ARPANET-Mitglieder, die auf VAX-Computer umrüsten, zu erstellen.

(XU) Jim Ellis erläutert das Netnews uucp Programm anläßlich der UNIX-Users Association for Technical and Academic Users (USENIX) im Januar in Boulder, Colorado. Der Vorteil liegt in der automatischen Verbreitung von Nachrichten vermittels elektronischer digitaler Signale.

Beim Sommertreffen in Delaware legt Stephen Daniel eine verbesserte Version (A-News) vor. Usenet News wird zum „ARPANET des kleinen Mannes", weil hier jeder Zugang hat, der UNIX benutzt. Als Kosten fallen nur Telefongebühren und Modempreis an.

1981

(A) Einführung des Minitel in Frankreich .

1982

(UN) Die University of California in Berkeley als ARPANET-node schließt sich dem Usenet an. ARPANET ermöglicht e-mail und mailing-lists, Usenet bringt die Newsgroups ein.

1983

(A) Die ersten Desktop Workstation mit Berkeley UNIX und TCP/IP kommen auf dem Markt. Damit verlieren die Terminal-Mainframe-Kombinationen an Bedeutung.

(N) 4000 Hostcomputer im ARPANET. Aus Network Control Protocol (NCP) wird Transmission Control Protocol und Internet Protocol (TCP/IP). Das Internet Activities Board (IAB ) wird eingerichtet und legt Adressregeln und andere Standards fest.

MILNET wird als Ausgründung des ARPANET geschaffen.

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1984

(N) Über tausend Hostrechner im ARPANET.

(DN) Gründung Deutsches Forschungs Netz (DFN) e.V.

1985

(A) Gorbatschow: Glasnost und Perestroika

1987

(N) Die U.S.-Regierung gründet unter den Druck der Wissenschaftler das NFSNET als Nachfolger des ARPANET und zukünftiges Rückgrat des Internets. Die Michigan State Networking Organization (Merit) zusammen mit MCI und IBM bekommen einen 5-Jahres-Vertrag. Backbone-Leistung 56Kb/sec.

Über 10.000 Hostrechner im TCP/IP-Netz.

1988

(N) Der Internet-Wurm legt am 1.November ca.6.000 der jetzt über 60.000 Hostrechner lahm.

Das NFSNET hat jetzt einen T1-1,5Mbit/sec-Backbone.

1989

(N) Das ARPANET geht in untergeordnete Netze wie MILNET auf.

Über 100.000 Hostrechner im Internet .

IETF (Internet Engineering Task Force) und IRTF (Internet Research Task Force) werden als offene Diskussionsforen durch IAB gegründet.

An NFSNET/Internet angeschlossen sind Australien, Deutchland, Israel, Italien, Japan. Mexiko, Niederlande, Neuseeland, Puerto Rico, Großbritannien.

1990

(N) Erster kommerzieller Internet-Provider „World comes online", world.std.com.

Am Internet angeschlossen sind Argentinien, Belgien, Brasilien, Chile, Griechenland, Indien, Irland, Österreich, Südkorea, Spanien, Schweiz.

(DN) Das deutsche Internetrückgrat Wissenschaftsnetz (WiN) hat 64Kb/s Übertragungsleistung.

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1991

(N) Das World-Wide-Web (WWW) und seine Hypertext-Markup-Language (HTML) wird von Tim Berners-Lee am CERN in Genf vorgestellt.

NFSNET hat jetzt den T3-Standard mit 44.763Mb/sec. Angeschlossen am Internet sind Hongkong, Kroatien, Polen, Portugal, Singapur, Südafrika, Taiwan, Tschechien, Tunesien, Ungarn.

1992

(N) Mehr als 1.000.000 Hostrechner im Internet. Die Internet Society (ISOC) wird gegründet. IAB wird als Teil der ISOC zum Internet Architecture Board.

Im Internet sind Ecuador, Estland, Kamerun, Kuwait, Lettland, Luxemburg, Malaysia, Slowakei, Thailand, Venezuela, Zypern.

(DN) Das WiN hat jetzt 2Mb/s Übertragungsleistung zu Übertragungskosten von ca.5DM/Gbit.

1993

(N) Im Internet sind Ägypten, Bulgarien, Costa Rica, Fidji, Ghana, Guam, Indonesien, Kasachstan, Kenia, Lichtenstein, Peru, Rumänien, Russland, Türkei, Ukraine, Arabische Emirate, Jungfraueninseln.

1994

(AN) Die erste Cyberbank „First Virtual" und der Pizza Hut wickeln ihre Geschäfte über das Internet ab. Angeschlossen sind Algerien, Armenien, Bermuda, Burkina Faso, China, Franz.Polynesien, Jamaika, Kolumbien, Libanon, Litauen, Macao, Marokko, Neukaledonien, Nicaragua, Niger, Panama, Philippinen, Senegal, Sri Lanka, Swaziland, Uruguay, Usbeskistan.

1995

(N) NSFNET wird zum reinen Forschungsnetz. Die Hauptlast des U.S.-Backbones tragen Internet Service Provider (ISP). Compuserve und America-Online (AOL) schliessen sich ans Internet an.

1996

(N) Im Internet neu hinzugekommen sind Quatar, Vietnam, Djibouti, Niger, Zentralafrikanische Republik, Mauretanien, Oman, Norfolk Inseln, Tuvalu, Syrien, Aruba, Kambodscha.

(DN) Das Breitband(B)-WiN mit Asynchronen Transfer Modus (ATM) wird in Deutschland eingeführt und hat 34 bzw. 155Mb/s Übertragungsleistung.

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... to be continued...

Quellen:

- Netizens Netbook, http://www.columbia.edu/~hauben/netbook

- A Brief History of the Internet, http://www.vir.com/Demo/tech/SterlingBrief.html

- The History of Computing, http://ei.cs.vt.edu/~history

- Hobbes Internet Timeline, http://info.isoc.org/guest/zakon/Internet/History/HIT.html

- Historic Computer images, http://ftp.arl.mil/ftp/historic-computers/

- Einführung in UNIX, Stefan Stapelberg, Addison-Wesley

- Internet im Dienste von Lehre und Forschung, Dieter Maaß, Vorsitzender DFN-Verein Berlin

Weitere Informationen:

- Statistik des Internets http://www.crpht.lu/CNS/html/PubServ/Internet/intstat.html

- Globale Statistik http://www.osf.lt/statistics/Global_Statistics.htm

- What is the Internet, RFC1462, gopher://ds.internic.net/00/fyi/fyi20.txt

- Alle Internet RFCs, http://www.cis.ohio-state.edu:80/hypertext/information/rfc.html

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