Freiburg im 14.Jahrhundert...

„ Das lang vorherrschend Bild vom Leben im Mittelalter als eines wohlgeordneten Daseins mit statischen Denken hat sich längst als einseitig erwiesen. Gewiß wurde das Leben entscheidend von der Religion geprägt - bei den Christen wie bei den Juden - und folgte damit in gewisser Weise vorgegebenen Richtlinien. Doch die Interpretation dieser religiösen Vorgaben wandelten sich beträchtlich; das Freiburger Münster ist ein großartiges Beispiel dafür. Zugleich reagierten die Menschen auf die sie beeinflussenden Umstände und versuchten diese gegebenfalls zu verändern. Besonders deutlich wude dies in der Krise des 14.Jahrhunderts, die einen folgenreichen Einschnitt für das Denken und Verhalten der Menschen wie für die Politik der Obrigkeit bedeutete. So blieben die Grenzen der Ordnungen fliessend. Es wechselte die Art und Weise, nach welchen Kriterien jemand oder eine Gruppe an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurde. Und nie erlosch der Wunsch, die Ordnungen umzukehren oder zumindest ihre Flexibilität zu erproben. Deshalb müssen Ordnungen und Unordnungen zusammen gesehen werden, um eine Vorstellung vom Leben in der Stadt zu erhalten."
Heiko Haumann, Professor am Historischen Seminar der Universität Basel,


aus „Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau", Band I, „Von Ordnungen und Unordnungen", Stuttgart, 1996

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V.Krieger, vor_bz.p65, 29.5.97